Bankster rüsten sich für den Kollaps

Investoren rüsten sich gegen den Bankrott

Aktualisiert am 10.10.2013

Auf dem Finanzmarkt wächst die Furcht vor Zahlungsausfällen der USA. Investoren suchen Sicherheit – Sicherheit, die im Fall einer echten Krise kaum jemand gewähren könnte.

Zunehmende Nervosität: Prämie auf einjährige Kreditausfallversicherungen für US-Staatsanleihen.

Zunehmende Nervosität: Prämie auf einjährige Kreditausfallversicherungen für US-Staatsanleihen.
Bild: Bloomberg

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CDS-Kontrakte auf US-Staatsanleihen sind wie Versicherungen auf den Einschlag einer Atombombe: Sie machen eigentlich keinen Sinn. Denn welche Bank wäre nach einer finanziellen Atombombe – und das wäre ein US-Staatsbankrott – überhaupt noch in der Lage, die Halter solcher Credit Default Swaps auszuzahlen? In den USA rüsten sich Grossinvestoren dennoch für das Finanzmarktäquivalen einer nuklearen Katastrophe: für die Möglichkeit, dass Amerika in den kommenden Wochen auf die Rückzahlung eines Teils seiner Schulden verzichten wird. Deshalb sind die Kurse von einjährigen CDS-Papieren auf Staatsanleihen in den letzten Tagen in die Höhe geschossen.

CDS-Wertpapiere erlauben Anlegern, sich gegen den Zahlungsausfall eines Kredits zu versichern oder auf einen solchen zu spekulieren. Der Emittent des Kontrakts erhält eine Prämie und muss im Ernstfall zahlen. Eine Spezialität bei US-Staatsanleihen-CDS ist, dass sie in Euros gepreist sind – niemand möchte bei einem Staatsbankrott der USA in Dollars ausbezahlt werden. Die Prämie für einen Kontrakt über 100 ausbezahlte Euros liegt aktuell bei 78 Cents: Das ist rund achtmal mehr als noch vor einigen Wochen (siehe Grafik). Der einjährige CDS-Preis ist damit nur noch knapp unterhalb des Hochs von 80 Cents, den er während der US-Haushaltskrise im Juli 2011 erreicht hatte.

Ende Oktober ist die Deadline

Die damalige Krise um die Anhebung der Schuldengrenze war durch einen politischen Kompromiss von Demokraten und Republikanern schliesslich gelöst worden, bevor es zu Zahlungsausfällen kam. An den Finanzmärkten herrsche überwiegend die Meinung vor, dass dies auch diesmal gelingen werde, sagt Alessandro Bee von der Bank J. Safra Sarasin. Trotzdem beginnen die Anleger, Vorkehrungen zu treffen. «Die Investoren sind nicht mehr ganz so gelassen wie auch schon», sagt der Ökonom. Die gestiegenen Prämien auf Kreditausfallversicherungen seien ein Anzeichen für die zunehmende Unsicherheit. Diesen Vorgängen könne man auch Positives abgewinnen, meint Bee: «Der Druck der Finanzmärkte ist für die Politiker ein Anreiz, eine Lösung zu finden.»

Als Deadline für die Abgeordneten gilt der 17. Oktober. Dann seien die Möglichkeiten zur Verzögerung von Zahlungen ausgeschöpft, liess das Finanzministerium vor geraumer Zeit verlauten. Ein sogenannter Default (Zahlungsausfall) an den Finanzmärkten würde aber erst dann eintreten, wenn die USA ausstehende Zins- oder Schuldrückzahlungen nicht mehr leisten würden. Laut Ökonom Bee entscheidet sich dies Ende Oktober. Im Verlauf der letzten Oktoberwoche dürfte der Bargeldvorrat des US-Schatzamts zur Neige gehen. Dann werden Sozialversicherungsbeiträge in grösserem Umfang fällig. Am 31. Oktober müssen dann Zinsen im Umfang von sechs Milliarden Dollar bezahlt werden.

China warnt seinen grössten Schuldner

«Wenn die USA dann die Zinszahlungen nicht leisten, dürfte dies als Default gewertet werden», sagt Bee. Laut einem Bericht von CNN Money gab es dies in der Geschichte erst einmal, und zwar im Jahr 1979. Allerdings war damals eine Computerpanne für den Zahlungsausfall verantwortlich, und die Episode blieb folgenlos – auch, weil CDS-Kontrakte damals gar noch nicht erfunden waren. Formell entscheidet die Organisation ISDA (International Swaps and Derivatives Association) über die Klassifizierung eines Default-Ereignisses. Dabei existiert auch eine Gnadenfrist von drei Tagen für säumige Schuldner. Dass auch Grossbanken wie Goldman Sachs, Bank of America die UBS und die CS im Komitee sitzen, verleiht der Entscheidung in der Stunde null zusätzliche Brisanz.

Die Wallstreet-Banken selbst sind neben den grossen Hedgefonds die Hauptakteure im CDS-Markt. Zwar ist dieser Markt verglichen mit der Gesamtsumme ausstehender US-Staatsobligationen winzig. Doch der Kreis der Betroffenen reicht weit über die Wallstreet hinaus. Inzwischen zeigt sich auch Chinas Premier Li Keqiang «besorgt» über die US-Zahlungsmoral. Dass es bislang noch nicht zum grossen Ausverkauf von US-Staatsanleihen gekommen ist, kommt auch ihm zugute, denn China ist der grösste Halter solcher Wertpapiere überhaupt. Die unterschwellig steigende Nervosität der Anleger – dafür sind die CDS-Prämien ein Barometer – ist nur ein Vorgeschmack darauf, was dem globalen Finanzsystem drohen könnte, wenn die USA bis in den November hinein politisch blockiert bleiben. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)

Erstellt: 10.10.2013, 12:37 Uhr

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